Mittwoch, 19. November 2014

„Tourist size“ und heute nicht gearbeitet

Heute war der Tag nicht wie geplant. Aber was kann man schon so richtig planen.
Die Gebete fingen heute morgen wie geplant gegen 6.30 Uhr an. Die Mönche/Lama? (muss mich damit mal auseinander setzen, bin mir über den korrekten Titel/Ansprache nicht ganz im Klaren) scheint es nicht sonderlich zu stören, wenn man nicht dauerhaft dabei ist. Keiner von uns war immer anwesend. Manche Dinge nehmen ihren normalen Lauf. Dazu zählen Frühstück machen, Tee trinken usw. Auch die beiden Mönche sind den modernen Kommunikationsmitteln nicht abgeneigt. Wenn das Hände klingelt, kann man im Gebet auch eine kleine Pause einschieben, ehe es weiter geht.
Da man zur Puja grundsätzlich nichts Tierisches zu sich nimmt, gibt es zum Frühstück für alle Gemüse, Rotis und Puris.

Um neun mache ich mich auf und gehe erst einmal, wie jeden Morgen, in die kleine Krankenstation. Um Hallo zu sagen und um mich auf den neuesten Stand zu bringen.
Danach geht es bei herrlichstem Sonnenschein, runter zum meinem kleinen Eye Camp Zimmer. Was meiner Familie gar nicht so recht war, denn es ist ja Puja.
Wie verhext ist es heute. Entweder genießen alle die schöne wärmenden Sonne oder alle haben keine Zeit. Es kommt bis um kurz nach 10 Uhr kein Mensch. Meena, meine liebe helfende Hand und mit Abstand die beste für den Job, hat auch neben dem Eye Camp genug zu tun. Daher beschießen wir heute dicht zu machen, wenn keiner kommt. Wir hängen ein englisch-nepalesisches Schild an die Tür, dass morgen ab 9 Uhr wieder geöffnet ist. Ich freue mich sehr, denn dann kann ich wieder zur Puja Zeremonie wofür hier alle Verständnis haben.

Wieder zu Hause angekommen, freuen sich alle das ich wieder da bin. Die neue Fahne

die neue Fahne

steht schon. Muss nur noch gesegnet werden. Innen drinnen wird schwer vorbereitet. 108 Butterlampen werden hergerichtet und ich helfe zur Freude des Mönchs/Lama mit. Anschließend wird draußen die Fahne gesegnet, mit Unmengen an Räucherwerk. Unter anderem wird der Bambusmast von der alten Fahne verbrannt.
Eine riesige Menge Rauch entsteht. Und wir alle mittendrin.
ich bei der Segnung der neuen Fahne

Drinnen geht es weiter. Zum Gebet. Vorher zündet jeder Butterlampen an, bis sie alle brennen. Auch Nachbarn sind gekommen.
Butterlampen
Nachdem ich gestern und heute mehrere Stunden im Schneidersitz verbracht habe und ich dachte, noch ne Stunde und ich brauche 2 neue Hüften, bekomme ich heute einen kleinen Schemel. Es wird gebetet und allerlei Opfergaben erbracht. Anschließend werden wir alle noch mal gesegnet, bekommen einen Katta (weißes Schal) und ein Bändchen umgelegt. Danach ist das Meiste vorbei und man kann sich wieder irdischen Dingen widmen. Wie die Zubereitung des Mittagessens.
Altar im neuen Gebetsraum
Währenddessen klingelt mein Handy. Nayan, ein Patient für mich, wie es hier heißt. Mache mich selbstverständlich auf den Weg. Ein ältere Herr, der aus einem der kleinen Dörfchen kommt und einen langen Fußweg hinter sich hat. Leider kann ich ihm nicht wirklich weiterhelfen. Die Sehleistung ist furchtbar schlecht und beim Blick ins Auge kann man nicht mehr wirklich durchleuchten. Habe mir eine Art Spaltlampe gebastelt mit der ich recht gut ins Auge leuchten kann. Zwar ohne hohe Vergrößerung aber es geht erstaunlich gut. Wie alles hier in Indien. Es ist immer irgendwie provisorisch zusammen gebastelt. Aber es funktioniert und das ist die Hauptsache.

Danach helfe ich noch einem Herren weiter, ehe ich zurück zum Mittagessen eile. Die Mädels haben für etwa 20-25 Leute gekocht und es wird in Etappen gegessen. Selbstverständlich Fleisch und Ei Frei.

Das Mittagessen war der krönenden Abschluss von der Puja Zeremonie. Danach sitzen wir noch etwas zusammen. Ehe ich am frühen Nachmittag mit Meena zusammen nach Kurseong fahre. Die nächsten fertigen Brillen abholen. Und Schuhe kaufen.
Heute morgen in der Krankenstation war natürlich wieder das Hochzeitsthema und was man anzieht. Einen Saree natürlich. Aber welche Schuhe. Bekanntermaßen reist man nicht mit einem Schuhschrank durch die Welt. Ich wollte meinen normalen Flip Flops anziehen. Nichts die Schönsten, aber unter dem Saree vielleicht nicht so schlimm dachte ich. Meine Mädels sehen das anders. Also müssen ein paar neue Schuhe her.

Hatte Meena schon vorgewarnt, dass man 40/41 in Indien als Frau nicht besonders gut bekommt. Nachdem wir in Kurseong angekommen sind, machen wir so ziemlich alle Schuhläden unsicher. Oder besser gesagt Lädchen. Immer mit der gleichen Frage: Tourist Size??? Tourist Size?? Bei den meisten ist bei 39 Schluss. Und eine 40 in Indien ist keine 40 in Deutschland, so viel kann ich verraten. Also keine neuen Schuhe.

Kaufen noch Gemüse, einen neuen Sweater für Manchi, die Tochter von Meena, den ich ihr zur Hälfte bezuschusse. Neues Obst für im Eye Camp und wir gehen im Sweets Shop einen Tee trinken und lassen uns warme Gulab Jamon munden.

Nach drei Stunden geht es im extra angemieteten Taxi/Minibus zurück nach Makaibari.
Zwischen den Dörfern und Kurseong pendeln immer die Minibusse. Und man zahlt in der Regel 20 Rupees (28 Cent) pro Strecke. Die Minibusse fahren los so bald sie voll sind. Und „Voll“ heißt in Indien voll.
Man kann auch den bequemeren Weg wählen und einen Minibus alleine nutzen. Vorteil: es ist nicht voll und man muss nicht warten, weil sie dirket los fahren. Nachteil: Kostenpunkt 150 Rupees also etwa 2 Euro. Lade Meena ein und zahle die Tour. Im Verhältnis: Meena hat heute einen neuen Unterrock für einen Saree beim Schneider bestellt, dass nähen kostet 70 Rupees.


Morgen wartet viel Arbeit auf mich. Der ein oder andere hat heute dann doch noch vor verschlossener Tür gestanden, sagt Nayan. Ich werde es morgen erfahren. 

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Indian Eye Camp

Indian Eye Camp
mit einer heiligen Kuh

Info´s

Auf meiner Tour durch Nord-Indien 2012 bin ich, Ricarda Schmitz, im Teedorf Makaibari, etwa 40 km südlich von Darjeeling gelandet. Hier wird der berühmte Darjeeling Tee angebaut. Dort habe ich ein paar Tage bei einer Teepflücker-Familie gelebt und durfte am Dorfleben teilnehmen.

Das Besondere? Alle mit denen ich Kontakt hatte, strahlten eine innere Zufriedenheit aus und begnügten sich mit dem was sie ihr Eigen nannten. Dies ist aus der Sicht eines Europäers nicht besonders viel. Ein bescheidenes Dach über dem Kopf, Schulbildung für die Kinder (meistens nur die Jungs) ein wenig Ackerbau zur Selbst- versorgung und mit etwas Glück: fliessendes Wasser.

Das Erlebte: Während meines Aufenthalts, durfte ich mit den Tee-Pflückerinnen den Tee ernten und in der Fabrik den Tee sortieren. Eine sehr anstrengende Arbeit, wie ich finde. Der Verdienst? Für 8 Stunden Arbeit, traurige 1,54 € pro Tag.

Die Idee ist ein bisschen von meiner Arbeit, der Augenoptik, zurückzugeben. Ende September geht es los. Auf ins Dorf nach Makaibari im Himalaya. Dort werde ich 3 Wochen lang, meinen Beruf des Augenoptikers ausüben und die Brillenstärke der Einwohner bestimmen und für den richtigen Durchblick sorgen.

MIT IHRER MITHILFE
würde ich gerne mit einem Optiker in der Nähe von Makaibari die richtigen Brillen fertigen. Dafür bitte ich Sie um finanzielle Unterstützung um das Gelingen meines Projekt ´s zu sichern.

(von Sachspenden bitte ich abzusehen, da ich auch den Optiker in Indien unterstützen möchte. Eine fertige Brille kostet in Indien ca. 35 €uro.)